Dass wir in Deutschland einen Pflegenotstand haben, sollte inzwischen jedem bekannt sein. Dass die Bevölkerung immer älter wird und der Mangel an Pflegekräften, aufgrund finanzieller Gegebenheiten und des demografischen Wandels, in den nächsten Jahren weiter steigen wird ebenfalls. Doch immer wieder zeigen sich neue Trends auf, die kleine Versuche darstellen, wie das Leck an Pflegekräften gestopft werden soll.
Pflegekräfte aus Spanien
Vor einiger Zeit hat der Pflegeblogger bereits das Projekt „Pflegekräfte aus Asien“ vorgestellt hat, bei dem asiatische Fachkräfte auf den Einsatz in Deutschland vorbereitet wurden. Nun gibt es dieses Projekt auch mit innereuropäischen Pflegekräften. Die Pflege Allgäu hat zum ersten Mal Altenpfleger aus Spanien eingestellt. Die jungen Bewerber haben ihr Bewerbungsgespräch via Skype geführt, sich in, durch die Bundesregierung geförderten, Deutschkursen intensiv mit der Sprache auseinander gesetzt und werden in Deutschland weitere Sprachkurse besuchen. Seit dem 29. September 2013 sind sieben junge Spanier und Spanierinnen in Deutschland und bereit für ihren Einsatz bei der Pflege Allgäu. Sobald ihre berufliche Qualifikation anerkannt ist, haben sie gute Chancen auf eine feste Anstellung.
Zur Pflege ins Ausland
Das genaue Gegenteil zeigt sich in einer Umfrage der „Apotheken Umschau“. Dort zeigt das Ergebnis einer Umfrage, dass ältere Menschen nicht unbedingt auf Fachkräfte aus dem Ausland warten, sondern selbst ins Ausland gehen, um sich dort pflegen zu lassen. Dies hat zum einen den Mangel an Pflege zum Grund, auf der anderen Seite stecken auch finanzielle Gründe hinter dieser Entscheidung. Viele der Befragten befürchten, dass sie sich ein Pflegeheim oder eine private Pflege im Alter nicht leisten können. Der Gedanke, die kostengünstigere Alternative im Ausland wahrzunehmen, liegt bei einem Viertel der Befragten daher überaus nahe. Vor allem Männer sollen laut Umfrageergebnis wenig Schwierigkeiten haben, sich mit dem Gedanken, in ein ausländisches Pflegeheim zu gehen, anzufreunden. Jeder dritte männliche Befragte bejahte diese Frage, bei den weiblichen Befragten war es jede Fünfte.
Pflege-Arbeitspflicht für Hartz IV-Empfänger
Einen ganz anderen Ansatz, den Pflegemangel in Deutschland zu beseitigen oder zu reduzieren, verfolgt derzeit der Landkreis Mittelsachsen. Hier spielt man mit dem Gedanken, langzeitarbeitslose Harzt IV-Empfänger zur Arbeit in der Pflege zu verpflichten. Der zweite Kreisbeigeordnete Dieter Steinert steht voll hinter diesem Plan. Er wisse zwar, dass dieses Vorhaben bei einigen auf große Gegenwehr stößt, findet es aber dennoch sinnvoll und sieht hier großes Potenzial, das genutzt werden sollte.
In einem Interview mit der Zeitung „Freie Presse“ sagte Steinert: „Jeder Leistungsbezieher sollte verpflichtet sein, etwas für die Gesellschaft zu tun.“ Für die Umsetzung müsste aber zunächst die aktuelle Gesetzeslage geändert werden.
Gegenstimmen weisen jetzt schon darauf hin, dass der Plan Lücken hat. Während Pflegekräfte normalerweise Fachkräfte sind, die eine Ausbildung, ein Studium oder auch Weiterbildungen durchlaufen haben, handelt es sich bei Hartz-IV-Empfängern um fachfremde Kräfte. Eine qualifizierte Pflege ist daher nicht gewährleistet.
Ob sich das Vorhaben durchsetzen wird, ist bisher noch unklar.
Lösungsansätze und-wege gibt es derzeit scheinbar genug. Vor allem der Einsatz der Pflegekräfte aus dem Ausland ist bestimmt ein guter Ansatz, aber auch dieser kann nicht die Lösung aller Probleme sein. Daher bleibt weiter unklar, ob und wann der derzeitige Mangel an Pflegekräften behoben werden kann
Bildquelle: Fotolia – godfer & Ingo Wiederoder
1 comment
Hi,
Hartz 4 Empfänger in die Pflege zu zwingen ist garnicht mal so neu, auch in meiner Gegend werden schon seit Jahren Langzeitarbeitslose in die 1 oder 3 jährige Ausbildung gedrängt, was wiederum deren Begeisterungsfähigkeit für den Beruf und den Umgang mit den älteren hilfebedürftigen Menschen wiederspiegelt.
Wenn ein Zwang hinter der Arbeit mit anderen Menschen steht, wird es zwangsläufig auch wieder mehr Gewalt in der Pflege geben da es ein Abhängigkeitsverhältnis gibt und es eben einfacher ist seinen Frust an eben diesen Menschen auszulassen auch wenn es nur verbal oder durch nichs tun geschieht.
Ich halte es für angebracht den Beruf Altenpflege von innen heraus im Image zu wandeln und nach aussen besser und mit voller Freude zu vertreten um der Gesellschaft zu zeigen dass es nicht allein um´s „Arsch abwischen; das kann doch jeder“ geht sondern um einen vielfältigen Beruf mit großer Verantwortung!
LG
Melli
Comments are closed.