Deutschland gehen die Pflegekräfte aus. Während die Bevölkerung immer älter wird und der Bedarf an Pflege und Betreuung immer größer wird, gehen die Zahlen der Auszubildenden und Fachkräfte zurück. Aktuell fehlen in Deutschland rund 18.000 Pflegekräfte. Etwa 10.000 offene Stellen gilt es derzeit in der Altenpflege und 8.000 offene Stellen in der Krankenpflege zu besetzen.
Abhilfe soll nun ein Projekt in Asien schaffen. In der chinesischen Provinz Shandong werden aktuell 150 Pflegekräfte ausgebildet und auf ihren Einsatz in Deutschland vorbereitet. Richtig: Während in der EU Werbung mit Umschulungen und Zusatzausbildungen für arbeitslose Jugendliche gemacht wird, geht die Zentrale für Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit derzeit in China und auf den Philippinnen auf die Suche nach geeignetem Pflegepersonal. Doch kann das unser Problem auf Dauer lösen?
Warum werden Pflegekräfte in Asien gesucht?
In Asien herrscht derzeit, entgegen der Situation in Deutschland und im Rest von Europa, ein Fachkräfteüberschuss. Zudem kommt, dass aktuell niemand einen Pflegeberuf zu den gegebenen Voraussetzungen und Konditionen ergreifen will. Während in vielen EU-Ländern eine Arbeitslosenquote von 50 Prozent unter der jungen Bevölkerung vorherrscht, lehnen diese es trotzdem ab, hier in Deutschland einen Pflegeberuf aufzunehmen. Grund: Die Bezahlung ist zu schlecht.
Im vergangenen Jahr konnten laut Angaben der ZAV gerade einmal 56 Arbeitskräfte aus dem europäischen Ausland in Pflegeberufe nach Deutschland vermittelt werden. Neben der niedrigen Bezahlung kommen als Argumente gegen eine Beschäftigung in deutschen Pflegeeinrichtungen der hohe bürokratische Aufwand, Sprachbarrieren und die unterschiedlichen Regelungen der einzelnen Bundesländer hinzu. Natürlich sind auch Pflegekräfte aus Asien von diesen Diskrepanzen betroffen.
Die Anregungen von Politikern, wie beispielsweise Bundeskanzlerin Angela Merkel, Jugendliche in Europa müssen bereit sein mehr Sprachen zu lernen und ihre Heimatregionen zu verlassen, bleiben ungehört. Auch die in einem EU-Gipfel beschlossenen finanziellen Unterstützungen in Form von Umschulungen und Zusatzausbildungen rufen keine Änderungen hervor. Stattdessen versuchen die Arbeitssuchenden weiterhin in ihren eigenen Ländern ein ausreichendes finanzielles Auskommen zu finden.
Ausbildung asiatischer Pflegekräfte
Pflegekräfte in Asien sind sehr gut ausgebildet, genießen weltweit hohe Akzeptanz und sind daher attraktiv für den deutschen Markt. Das Pilotprojekt der ZAV bereitet derzeit 150 chinesische Pflegekräfte acht Monate in der Provinz Shandong auf ihren Einsatz in Deutschland vor. Zu den Vorbereitungen gehören vor allem sprachlicher und kultureller Unterricht. In Deutschland werden die Fachkräfte zu gleichen Bedingungen wie deutsches Pflegepersonal arbeiten. Auch mit den Philippinen wurde bereits ein Abkommen über das Abwerben von Pflegekräften getroffen.
Welche Schwierigkeiten können auftreten?
Größte Hürde sind sicher die sprachlichen und kulturellen Unterschiede. Während Fachpersonal aus den EU-Länder hauptsächlich mit der sprachlichen Barriere zu kämpfen haben, ist die Mentalität in Europa doch eine andere als in Asien. Schwierig kann es vor allem im Umgang mit dementen Patienten werden, ist hier doch Kommunikation ein sehr wichtiger Faktor.
Kann nun also das Anwerben asiatischer Pflegekräfte das Problem des Fachkräftemangels in Deutschland beheben? Sollte nicht vielmehr darüber nachgedacht werden – und im nächsten Schritt das Problem behoben werden – warum niemand in Deutschland diesen Beruf ausüben möchte? Schließlich kann es doch nicht sein, dass Deutschland zu einem Paradies für Niedriglöhne wird.
Bild: Marvin Siefke / pixelio.de + fotolia/© Robert Kneschke
1 comment
Was soll ich davon halten, jeder braucht Arbeit. Naja ich selber bin Altenpflegerin und kenne die vor und Nachteile der Arbeit. Das Politiker unsere Arbeit in die Schublade „das kann jeder machen“ und „Pflege ist einfach“ kategorisieren kenne ich ja. Das sie es riskieren noch weitere Probleme dazuzutun ist absoluter LEICHTSINN UND UNZUMUTBAR. Nun ja liebe Politiker, die Schublade ist nicht richtig, denn sonst hätten wir nicht das Pflegeproblem !!!!
Die Pflege könnte in Deutschland gesichert werden, wenn man das „Kleingeld“ das man in solche Projekte steckt für die vorhandenen Reccoursen nutzt.
Bessere Arbeitsbedingungen, bessere Bezahlung und mehr Anerkennung würden solche Probleme auf jeden fall lösen.
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