Gestrandete und verendete Wale an der Nordsee, an der Ostsee und an Großbritanniens Küsten
Es macht betroffen, das Bild der größten Säugetiere der Erde, gestrandet und verendet an unseren Küsten. Sie seien verhungert? Oder per Sonar verirrt? In flachem Wasser erdrückt durch das Eigengewicht?
Aber könnte dieses grausame Sterben auch andere Ursachen haben?
So erkrankten z. B. auf Irland oder Zypern Schafe an Scrapie, übersetzt, die Schafe kratzen und scheuern sich. Die deutsche Bezeichnung dieser Erkrankung heißt „Traberkrankheit“. Die Schafe haben einen „stackseligen“, trabenden Gang, verlieren das Gleichgewicht, fallen und rudern mit den Beinen.
Der Erreger ist das Prion, ein „proteinaceous infectious particle“: ein eiweißartiger, infektiöser Partikel. Kadaver dieser an der scrapie erkrankten Schafe wurden zu Tiermehl verarbeitet und in Großbritannien an Rinder verfüttert. So entstand das BSE, die bovine (dem Rind eigene) spongiforme (wird zu einem Schwamm, in diesem Fall: das Gehirn) Enzephalopathie (eine Erkrankung des Gehirns). Eine Infektion mit Prionen äußert sich in einer fortschreitenden, stets tödlichen Zerstörung von Hirngewebe.
Auf Papua-Neuguinea trat bis in die 60er Jahre beim Volk der Fore die Kuru-Krankheit auf. Die Fore betrieben Endo-Kannibalismus, das heißt, sie aßen aus mystischen Gründen auch einzelne ihrer Vorfahren. Auch Kuru ist eine Prionen-Erkrankung. Nachdem diesem Volk der Kannibalismus verboten wurde, war diese Krankheit nahezu ausgerottet.
Zurück nach Großbritannien: an BSE verendete Rinder wurden verbrannt: über die Lüftungsanlagen wurden die Rinder anderer, umliegender Ställe infiziert. Nun wurden BSE-Rinderkadaver per Bulldozer unter die Erde gebracht, mit dem Effekt, dass Rinder in anderen Ställen über das Grundwasser mit Prionen angesteckt wurden. So wurde das verseuchte Tiermehl exportiert, auch an Zoos in den USA. Daraus folgerte, dass dort Gnus, Antilopen, Zebras, Giraffen und Elefanten an einer spongiformen Enzephalopathie erkrankten. Daraufhin wurde dieses verseuchte Tiermehl verklappt, das heißt, es wurde per Schiff – im konkreten Fall in die Nordsee – entsorgt. Doch auch hier leben Säugetiere, denen diese Prionen etwas anhaben könnten: Möglicherweise sind die heimischen großen Tümmler (bekanntete Delphinart) und eine weitere Delphinart, die Grindwale im Atlantik betroffen. Viele dieser Tiere verendeten an den Stränden. Vor einigen Jahren „verirrten“ sich Wale in die Themse. Auch an Australiens und Neuseelands Küsten verendeten Wale. Und nun stranden und verenden Pottwale auch an Großbritanniens Küsten und auch an Nord- und Ostsee.
Es war aus meiner Sicht ein folgenreicher Fehler, einem Vegetarier – nämlich dem Rind – Tiermehl zu verfüttern.
Was hat das alles nun mit der Kranken- und Altenpflege zu tun?
Im Bereich der neurologischen Stationen werden zunehmend Patienten behandelt, die an einer „Creutzfeldt-Jakob-Krankheit“ leiden. Im Endstadium sind diese Erkrankten im letzten halben Jahr ihres Lebens in der Regel nicht mehr ansprechbar, müssen künstlich ernährt und gelagert werden und sind vollständig inkontinent. Diese Erkrankung ist eine Prionen-Erkrankung. Die ersten Symptome dieser Erkrankung äußern sich mit Gedächtnisverlusten und Depressionen. Kommen hier manchen Pflegekräften Assoziationen zu dementiellen Erkrankungen? Hauptübertragungswege sind über Liquor, Tränenflüssigkeit und über Stuhlgang möglich. Die Milz, das lymphatische Gewebe und auch Blutplasma werden als ansteckend beschrieben.
Mittlerweise ist auch nicht mehr sichergestellt, dass die „Placenta-Schranke“ als Gewebefilter wirkt. Daraus könnte folgern, dass die Erreger aus dem mütterlichen Blutkreislauf, z. B. beim Rind auf den fetalen Blutkreislauf des Embryos übergehen können. Der Erreger könnte auch in der Muttermilch oder in Milchprodukten nachweisbar sein.
Die Inkubationszeit beträgt beim Menschen bis zu 40 Jahre. Es wurde eine Verbindung zwischen BSE und der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit erforscht. Der Erreger schaffte den „Artensprung“ vom Rind zum Menschen. Die Erkrankung wurde beschrieben als „neue Variante“ der CJK, die vCJK-Prion-Erkrankung, von der überwiegend jüngere Menschen betroffen sind.
Die transmissiblen, also übertragbaren spongiformen Enzephalopathien können auch durch Injektionen von Wachstumshormonen, durch die Transplantation menschlicher Hirnhaut und durch Augenhornhaut übertragen werden. Möglicherweise wäre die Augeninnendruckmessung beim Augenarzt weniger durch eine Applanationstonometrie, sondern eher durch eine Luftstoß-Nonkontakt-Tonometrie infektionshemmend. Somit wäre bei dieser Untersuchung ein direkter Kontakt des Messinstruments mit der Hornhaut des Auges ausgeschlossen.
Das Prion: Es ist in der Erdzeitgeschichte viel älter als Viren und Bakterien. Aus der Asche eines mit einer Temperatur von 600 ° C eingeäschertem Hamsters konnten noch lebende Prionen entnommen werden. Säurebad, radioaktive Bestrahlung und Dampfsterilisation konnten Prionen wenig anhaben. Neurochirurgisches Operationsbesteck könnte nach der Operation an einem mit Prionen infiziertem Gehirn für den nächsten Operationspatienten zum Verhängnis werden. Zur Sicherung der Diagnose CJK muss nicht zwangsläufig eine Sezierung am toten Gehirn erfolgen, zur Diagnosestellung ist auch eine Eiweißvergleichsuntersuchung am lebenden Menschen möglich.
Für die Sicherheit von zu Pflegenden, Pflegepersonal und Ärzten sind Hygienemaßnahmen und Aufklärung sowie Informationen über die Infektionsquellen und Gefahren dieser Krankheit dringend notwendig. Auch die Inbetriebnahme von einrichtungseigenen Klärwerken. Aus meiner Sicht sind die im Votum 33 verabschiedeten Empfehlungen des Bundesministeriums für Gesundheit nicht weitreichend genug, um die weitere Ausbreitung der vCJK einzudämmen.
Falls eine Prionen-Krankheit Ursache für das Walsterben sein sollte, wären die derzeitigen Maßnahmen der Tierkadaver-Verwertung nicht ausreichend, um weitere Infektionsherde auszuschließen. Aktuell werden die Walkadaver für die Dauer von 20 Minuten bei einem Druck von 3 bar mit einer Temperatur von 133 Grad „verarbeitet“. Bei dieser Methode werden Prionen nicht abgetötet. Die Weiterverarbeitung dieser Verwertungsprodukte könnten eine Infektionsgefahr für Mensch und Tier darstellen.
Epidemiologisch ist das Schwein dem Menschen sehr nahe. So wäre ein Artensprung vom Mensch auf das Schwein und wieder zurück zum Menschen ein äußerst gefährlicher Faktor.