Der Bericht
Meine Mentorin Simone Willig gehört zur selten Spezies der Musiktherapeuten (von der liebens- und schützenswerten Art gibt es nur ca. 3000 in ganz Deutschland) und zur noch selteneren der Neurologischen Musiktherapeuten (von denen gibt es nur 1300 weltweit.
Musiktherapeuten benutzen Musik als ein Ausdrucks- und Kommunikationsmittel, das unmittelbar die Emotionen eines Menschen anspricht. Im Unterschied zu anderen Fachdisziplinen ermöglicht die Musiktherapie einen Raum für Empfindungen, Resonanz und Begegnung, der auch Patienten zugänglich ist, die noch nicht, nicht mehr oder nur teilweise über verbale Kommunikationswege zu erreichen sind.
Verschiedene Parameter der Musik (Rhythmus, Metrum, Tonhöhe, etc.) stimulieren und vernetzen unterschiedliche Hirnareale. Das Hören von Musik aktiviert und nutzt verschiedene Hirnregionen zur gleichen Zeit – ebenso wie aktives Musizieren.
Musik aktiviert nachweislich emotionale Zentren im Gehirn und ist Auslöser für neuronale Reorganisationsprozesse.
Im Spannungsfeld von Funktionalität und Emotionalität liegt die Chance der Musiktherapie, sich flexibel und individuell an die aktuelle Bedürfnislage der Patienten anzupassen, hab ich gelernt. Dies spiegelt sich auch in der Unternehmensstruktur von „Musik auf Rädern“ (einem Franchisekonzept) wider.
Entstanden aus einer Diplomarbeit in Münster hat sich das Unternehmen dem Markt der ambulanten Musiktherapie und der Notwendigkeit der interdisziplinären Zusammenarbeit angepasst und wächst seit 2003 kontinuierlich weiter. „Musik auf Rädern“ arbeitet bundesweit. Derzeit sind 20 MusiktherapeutInnen in 14 Städten unterwegs. Das Angebot erstreckt sich von Musiktherapie mit alten Menschen bis zur Musiktherapie mit Kindern und bei speziellen Krankheitsbildern. Über 15 verschiedene Behandlungskonzepte sind entstanden.
„Wir bringen Musik ins Haus“ – unter diesem Motto bringt „Musik auf Rädern“ (www.musikaufraedern.de) Musik zu alten, kranken und behinderten Menschen nach Hause und in Institutionen, um die Lebensqualität für sie und den Pflegealltag zu verbessern. Musik auf Rädern sieht seine Aufgabe darin, sowohl für Patientinnen und Patienten als auch für pflegende Angehörige und Pflegekräfte eine bereichernde und hilfebringende Ergänzung zu sein. In der musiktherapeutischen Arbeit orientieren wir uns an individuellen Bedürfnissen und Wünschen. Auf kreative Weise versuchen wir, mit Musik tiefere Schichten der Persönlichkeit zu erreichen als es oft mit Worten möglich ist.
Habt ihr mich schon gefunden? Ich sitze auf dem Autodach meiner Mentorin, so, angeschnallt bin ich auch schon. Wir bringen Musik ins Haus. Los geht’s.
Am Vormittag fahren wir in ein Pflegeheim und eine Rehabilitationseinrichtung. Simone hat vier Einzeltherapien mit neurologischen Patienten und mit Demenzkranken. Als vertrauenswürdiges Schaf habe ich erst mal eine Schweigepflichterklärung unterschrieben und kann Euch über den Inhalt der Therapien an dieser Stelle selbstverständlich nichts berichten…also, bitte nicht stören, sagt der Sören .
So viel sei verraten: ich war beeindruckt, wie schnell und einfach sich Kontakt mit musikalischen Mitteln herstellen lässt und wie Musik helfen kann, auch andere vom Gehirn zu steuernde Funktionen zu unterstützen.
Voll aufgeregt war ich dann, als wir endlich in die Kindertagesstätte Schatzkiste nach Hörbach (www.schatzkiste-hörbach.de) gestartet sind. Simone meinte, das sei normal. Beim Treffen der Kinder mit den Senioren vom „Haus des Lebens“ (www.hdl-herborn.de) könne man nur selten ausmachen, wer nervöser sei-die Kinder oder die alten Menschen. Alle freuen sich auf die Begegnung. Zuletzt haben Kinder und Senioren gemeinsam eine Mühle besucht, Korn gemahlen und Müsli hergestellt. („Es klappert die Mühle am rauschenden Bach“, das kenn ich auch).
In der „Schatzkiste“ sind die Kinderund Erzieherin Susanne Gellrich gerade dabei, die Tische zu decken und Herzkuchen auf die Teller zu verteilen (siehe Foto, lecker). Heute, am Valentinstag, dreht sich alles um die Liebe und die Freundschaft zwischen Jung und Alt, denn das Projekt besteht nun schon seit zwei Jahren.
Endlich: die Senioren kommen, gerade ist der Bus vorgefahren!
Als alle einen Platz gefunden haben, gibt’s das bekannte Begrüßungslied: „Willkommen zur Musik, schön, dass Du da bist“. Ich darf bei Simone auf dem Akkordeon sitzen und muss aufpassen, dass ich nicht runterfalle.
Nach dem gemeinsamen Kaffeetrinken kommen alle im großen Stuhlkreis zusammen. „Und wer im Januar geboren ist“….singen alle gemeinsam und tanzen. Ich darf in der Mitte sitzen und beobachte, wie viel Spaß die Kinder und die Senioren am gemeinsamen Tun haben. Wie selbstverständlich greift Gideon nach der Hand von „Maria“, wie sich die alte Dame neben ihm vorstellt, mit der er nun tanzt.
Die Kinder haben Herzen bemalt und beschrieben.
Wir sind schon Freunde stellen alle fest! „Wahre Freundschaft soll nicht wanken“, erinnert sich eine alte Dame an das bekannte Volkslied.“Liebe ist ein Kuss“ ruft Johanna.“ Liebe geht durch den Magen“ weiß Frau Schmidt.“Ja, wenn`s richtig gut schmeckt“ ergänzt Joline.
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