Ihr kennt doch bestimmt auch die nach Aufmerksamkeit schreienden Statistiken, dass es in Deutschland so einen großen Ingenieurmangel gibt. Deutschland verliert jährlich x Milliarden Euro Wertschöpfung, weil es zu wenige Ingenieure gibt, kann man da immer lesen. Und auch bei Ärzten sieht die Situation angeblich nicht besser aus, vor allem auf dem Land/ in ländlichen Regionen gibt es kaum noch Ärzte. Aber wie sieht die Situation eigentlich in der Pflege aus? Aus den persönlichen Erfahrungen kenne ich natürlich die Beschwerden, dass es zu wenig Personal gibt und an allen Ecken und Ende jemand fehlt. Daher gibt es ja so viele Pflegekräfte aus dem Osten oder, wie ich hier gelesen habe, neuerdings auch aus südlicheren Gebieten wie Portugal.
Situation heute und morgen
Schon heute kann nicht jeder Arbeitgeber seine Stellen komplett besetzen. Teilweise können Pflegeheime & Co froh sein, wenn sie für ihre ausgeschriebenen Stellen überhaupt Bewerbungen erhalten. Und davon sind dann ja auch noch längst nicht alle Bewerber auch für einen Einsatz tauglich. Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) führt an, dass schon im Jahr 2005 ein Mangel an Pflegekräften zu spüren war, der sich bisher nicht gelegt hat. Das zeigt auch diese Grafik des IW:
Im Jahr 2025, so die (ehrlicherweise nicht allzu hellseherische) Prognose des IW, fehlen rund 200.000 Pflegefachkräfte. Das Statistische Bundesamt geht von 152.000 fehlenden Pflegern aus. Und eine andere Studie beschwört in 15 Jahren (also im Jahr 2027) sogar das Fehlen von bis zu 1 Million Pflegekräften herauf.
Die zwei Probleme: Nachwuchs & Demographie
Bei der Bewältigung des Fachkräftemangels, sowohl bei Ärzten als auch im Pflegewesen, kommen zwei Probleme zum Tragen: Die Gesellschaft wird immer älter und der potenzielle Nachwuchs wird immer weniger. Diese Grafik gibt anschaulich die Altersentwicklung in Rheinland-Pfalz an. Sicherlich kann die Grafik in gewissen Auszügen auf ganz Deutschland übertragen werden.
(Quelle: Prof. Dr. Hennes)
Es zeigt sich, dass es in Zukunft einen rasanten Zuwachs an pflegebedürftigen Personen gibt. Und wenn man bedenkt, dass derzeit etwa 70 Prozent aller Pflegebedürftigen zu Hause versorgt werden (ein Großteil von Angehörigen) und dies dann zukünftig eventuell nicht mehr durch die sinkende Anzahl der Familien geleistet werden kann, steigt die Zahl der zu pflegenden Personen sprunghaft.
Auf der anderen Seite gibt es ein Problem in der Nachwuchsgewinnung. Schon jetzt stellt sich die Frage, warum sich in den kommenden Jahren plötzlich ein paar hunderttausend Jugendliche entscheiden sollten, Altenpfleger zu werden? Es gibt zwei entscheidende Faktoren, die das Berufsfeld nicht gerade attraktiv erscheinen lassen: Die Arbeit ist schwer und der Lohn mager. Hier wären alle Beschäftigen, die Verbände, Arbeitgeber und auch die Politik gefragt, um ein anderes Bild zu zeichnen. Ich kenne viele Personen, die ihrem Beruf, sei es als Pfleger oder als Arzt, mit großem Spaß nachgehen und darin auch ihre Berufung gefunden haben. Das könnte man doch hervorheben.
Was meint ihr?
Wie immer gibt es natürlich auch Studien, die alles nicht so schwarz malen bzw. die Ursachen aufzählen: Trotz diesen doch recht deutlichen zukünftigen Herausforderungen und vor allem der Nachfrage nach Fachkräften ist die Ausbildung in der Altenpflege in den letzten Jahren gesunken. Seit 2003/04 ist die schulische Ausbildung in der Altenpflege bundesweit zurückgegangen auf etwa 41.500 schulische Ausbildungsplätze. In NRW ist die Ausbildungskapazität in der Altenpflege ab dem Jahr 2003 mit damals 12.599 kontinuierlich auf 9.875 im Jahr 2008 gesunken. Ist etwa doch alles nicht schlimm? Gibt es doch genügend Bewerber für die zahlreichen Pflege- und auch Ärzte Jobs in Deutschland? Auch der anfangs erwähnte Ingenieurmangel wird ja kontrovers diskutiert, es gibt zahlreiche arbeitslose Ingenieure, die den Mangel für Quatsch halten.
Was sind eure Erfahrungen?
Bild: Uta Herbert / pixelio.de