Die Fachkräfte im Pflegebereich leisten viel und bekommen dafür wenig. Doch welche Veränderungen sind realistisch? Und was fordern die Pflegekräfte selbst?
Sozialwesen
Notstand an Pflegekräften
„Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht…“
– der berühmte Vers von Heinrich Heine, könnte heutzutage wunderbar aus dem Mund des Leiters einer Pflegeeinrichtung stammen. Deutschland fehlen nicht nur regional Ärzte, sondern flächendeckend auch Pflegekräfte.
Das wird so manchem Leiter von Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern schon schlaflose Nächte bereitet haben. Obwohl man immer häufiger bereits EU-weit sucht, finden Arbeitgeber immer seltener ausreichend Pflegekräfte für ihre Einrichtungen. Verzweifelt gehen Arbeitgeber ungewöhnliche und sehr weite Wege, um qualifiziertes Pflegepersonal zu finden. Woran liegt dieser Mangel und was müsste getan werden, um einen Ausweg aus dem Dilemma zu finden?
Die Zahl Pflegebedürftiger steigt
Aufgrund des demographischen Wandels ist mit einer stetigen Zunahme an Pflegebedürftigen zu rechnen. Laut Bundesministerium für Gesundheit leben rund 2,86 Millionen Pflegebedürftige in Deutschland (Stand: 2015). Die Prognose des Ministeriums zeigt einen deutlichen Anstieg:
Auf Basis einer dauerhaft konstanten altersspezifischen Pflegewahrscheinlichkeit würde die Zahl der Pflegebedürftigen in der sozialen Pflegeversicherung auf 3,62 Millionen im Jahr 2030 bzw. 4,51 Millionen im Jahr 2045 ansteigen. Dies ist nur eine von zahlreichen Prognosen, die deutlich machen, dass der Gesundheitssektor großen Herausforderungen gegenüber steht.
Der Arbeitsmarkt im Bereich Pflege unter Druck
In fast allen Bundesländern ist ein Fachkräftemangel in der Gesundheits-, Krankenpflege sowie im Rettungsdienst und Geburtshilfe zu verzeichnen. In Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen deuten die Indikatoren auf Engpässe hin.
Der Fachkräftemangel in der Altenpflege fokussiert sich auf examinierte Fachkräfte und Spezialisten und zeigt sich ausnahmslos in allen Bundesländern. In keinem Bundesland stehen rechnerisch ausreichend arbeitslose Bewerber zur Verfügung, um damit die der BA gemeldeten Stellen zu besetzen.
Die Suche im Ausland – ist das die Lösung?
Schon länger versuchte die Agentur für Arbeit, Pflegekräfte im europäischen Ausland zu finden – schließlich herrscht in einigen europäischen Ländern eine hohe Jugendarbeitslosigkeit. Da müsste doch eine Pflegestelle in Deutschland wie gerufen kommen. Von den bundesweit 210.000 Azubis im Gesundheits- und Sozialwesen besitzt rund jeder Siebte eine ausländische Staatsangehörigkeit. Die meisten haben einen türkischen Pass, gefolgt von Menschen aus Bosnien und Herzegowina sowie Polen. Unter den Arbeitskräften im Gesundheitsbereich stellen dagegen die Polen die größte ausländische Gruppe. Auch die meisten ausländischen Altenpfleger (derzeit 8.500 Beschäftigte) haben einen polnischen Pass. Über Abkommen mit Serbien, Bosnien und Herzegowina und den Philippinen soll zusätzlich Pflegefachpersonal nach Deutschland geholt werden. Auch ein Projekt mit der chinesischen Arbeitsverwaltung existiert. Pfleger Marek, Schwester Giovanna und Altenpflegerin Dimitra würden die Großmutter gerne pflegen und der weit gereisten Schwester Ling Shu zukünftig Gesellschaft leisten. Viele spanische Pflegekräfte gehen jedoch wieder zurück in ihre Heimat, weil die Bedingungen hier so schlecht sind.
Wie attraktiv ist Deutschland für ausländische Pflegekräfte?
Deutschland steht im internationalen Wettbewerb mit vielen Nationen. Deutschland bleibt jedoch weiterhin wenig anziehend für qualifizierte ausländische Arbeitnehmer. Damit das kein Dauerzustand bleibt und das Anwerben von Pflegekräften aus dem Ausland flächendeckend und umfangreich funktionieren kann, müsste es in Deutschland jedoch zunächst zu grundsätzlichen Veränderungen kommen. Dazu gehört zum Beispiel der Abbau des Bürokratieaufwands für ausländische Bewerber. Auch unflexible Tests zur Feststellung der Sprachkenntnisse sowie Probleme bei der Anerkennung der Qualifikationen in Deutschland machen Pflegeberufe für Ausländer in Deutschland weiterhin nicht attraktiv. Somit sehen bislang viele Personalchefs die Lösung in einem anderen Weg, um ihre Personaldecke zu flicken: Mitarbeiter sollen weitergebildet, das Betriebsklima verbessert und der Krankenstand gesenkt werden. Viele Unternehmen wollen auch mehr ausbilden und die Option, Mitarbeiter von der Konkurrenz abzuwerben, ist für die Unternehmer attraktiver. Doch wie lange wird das noch gut gehen?
Ein düsteres Bild zeichnet sich ab. Für die Zukunft malt das Wirtschaftsinstitut Prognos AG in seiner Studie “Pflegelandschaft 2030” noch dunklere Wolken an den Himmel des deutschen Arbeitsmarktes. Man befürchte gesamtwirtschaftliche Auswirkungen spätestens dann, wenn sich vorhandene Fachkräfte anderer Branchen verstärkt gezwungen sehen, ihre pflegebedürftigen Angehörigen selbst zu pflegen.
Das Image des Pflegers: Ist Helfen out?
Offensichtlich ist aber auch der Pflegeberuf selbst nicht attraktiv genug, um für junge Menschen aus Deutschland und auch Quereinsteiger aus anderen Berufszweigen als Alternative in Frage zu kommen. Pflegeberufe sind und waren in Bezug auf Bezahlung und Arbeitsbedingungen lange Zeit echte Stiefkinder. Tätigkeiten examinierter Pflegekräfte wurden nicht selten auf Zivildienstleistende und Praktikanten abgewälzt. Eine wohlhabende Gesellschaft wie die deutsche muss jedoch vielmehr anerkennen, dass qualifizierte Pflege durch motivierte Arbeitnehmer ihren Preis hat – spätestens wenn unsere Generation selbst gepflegt werden muss, wird man sich an die Versäumnisse von heute erinnern.
Angespannte Situation bei Pflegekräften
Die Situation ist in Deutschland in Bezug auf Pflegekräfte im ambulanten und stationären Bereich bekanntermaßen angespannt. Aus mehrerlei Gründen stagniert seit Jahren der Nachwuchs an deutschen Pflegekräften, die sich für diesen Beruf entscheiden.
Das ist einer der Hauptgründe, aus denen auch in diesem Bereich Pflegeheime, Krankenhäuser und mobile Pflegedienste auf ausländisches Pflegefachpersonal setzen. Die einen entscheiden sich für Osteuropa, die anderen für Südwesteuropa mit Spanien.
Spanische Pflegekräfte sind besonders gefragt
Spanische Pflegekräfte sind hier in Deutschland auch deswegen besonders gefragt, weil sie ein erstklassiges Fachwissen nachweisen können. Sie absolvieren ihre mehrjährige Ausbildung mit dem Ziel, im Spanien einen Arbeitsplatz als Krankenpfleger zum Beispiel in einem Krankenhaus zu bekommen. Erst wenn das über einen längeren Zeitraum hinweg nicht möglich ist und alle Bemühungen erfolglos bleiben, fällt die Entscheidung, im Ausland, beispielsweise in Deutschland zu arbeiten.
Unterstützt und gefördert wird das unter anderem durch die Europäische Union. Sie bietet EU-Programme mit dem Ziel einer internationalen Arbeitsvermittlung an. So werden in Spanien ganz gezielt arbeitslose Pflegekräfte für deutsche Pflegedienste angesprochen und angeworben.
Wie erfolgt die Beschäftigung?
Doch wie läuft die Anstellung genau ab und auf was muss man dabei achten? Ihr Aufenthalt beginnt nach Unterzeichnung des mehrjährigen Anstellungsvertrages mit einem Sprachkurs. Der Kursus wird aus dem EU-Programm Europäischer Sozialfond finanziert. Für die verpflichtende Teilnahme daran werden die Gastarbeiter/innen vom Dienst freigestellt.
Danach sollte natürlich eine intensive Phase der Einarbeitung erfolgen, damit sich die spanischen Mitarbeiter optimal zurechtfinden und gut in den Arbeitsalltag einsteigen können.
Trotz hoher Arbeitsbelastung durch die tägliche Stundenzahl, oder durch Arbeitszeiten am Wochenende sowie an Sonn- und Feiertagen bietet der deutsche Arbeitsmarkt den Pflegekräften gute Berufs- und ausgezeichnete Aufstiegschancen. Vor allem im Vergleich zur Arbeitsmarktsituation in Spanien. Mittel- und langfristig gesehen profitieren alle Beteiligten und Betroffenen von der Integration qualifizierter Arbeitskräfte aus Spanien im deutschen Gesundheitssektor. Nicht zuletzt gehören dazu auch die deutschen Kranken und Pflegebedürftigen.
Wenn ein Mensch pflegebedürftig wird, dann braucht er Pflege. Klingt einfach, ist in Wahrheit aber alles andere als eine simple Angelegenheit. Im Raum steht die Entscheidung, ob diese Pflege zu Hause oder im Heim stattfindet. Beide Welten haben Vor- und Nachteile und sind eine Einzelfallentscheidung, denn sie hängt auch ab von den Bedürfnissen des Betroffenen und den Menschen, die für seine Pflege verantwortlich wären.
Statistik: Wie werden Pflegebedürftige versorgt?
Ende 2011 wurden 1,76 Millionen alte, kranke und behinderte Menschen zu Hause gepflegt. Ganze 2,5 Millionen Menschen sind in Deutschland pflegebedürftig und die Tendenz, sie zu Hause hei ihren Familien zu pflegen, steigt. Das ist auch gut so, denn es gibt sicherlich viele gute Gründe, einen Menschen zu Hause zu behalten, wenn er alt, schwer krank oder behindert und dadurch pflegebedürftig wird. Letztlich bedeutet die wachsende Anzahl an Betroffenen in häuslicher Pflege auch, dass die Angebote zur Hilfe und Unterstützung alter, kranker und behinderter Menschen stetig besser wird und Anreize geschaffen werden konnten, die Pflege zu Hause stattfinden zu lassen.
Pflege im Heim: die Vor- und Nachteile
In Pflege- oder Altenheimen wird Betroffenen eine Wohnumgebung mit direkter Anbindung an Pflegepersonal und andere Betroffene geboten. Sie wachsen in ein bestehendes soziales Umfeld aus anderen Betroffenen hinein und müssen nie lange warten, wenn sie medizinische Hilfe benötigen. Insbesondere in gesundheitlich schwachen Phasen ist das sehr wertvoll – und entlastet natürlich auch die Familienmitglieder. Wenn sie keinerlei Erfahrung in der Pflege eines Menschen haben, dafür einen Teil ihres eigenen bisherigen Lebens opfern müssten oder aus anderen Gründen nur schwer für die Pflege eines Familienmitglieds zu Hause sorgen könnten, dann wäre ein Pflegeheim die richtige Anlaufstelle. Das kann aber nur so schnell entschieden werden, wenn auch der Betroffene selbst so denkt und gerne dorthin ziehen möchte. Letztlich sollte die Familie als Ganzes darüber beraten, was das Beste ist und ob der Aufenthalt in einem Pflege- oder Altenheim für alle die richtige Lösung darstellt.
Pflege zu Hause: die Vor- und Nachteile
Zu Hause bei den Liebsten gepflegt zu werden, das ist für viele Betroffene natürlich das Optimum schlechthin. Sie müssen sich in ihrem gesundheitlich angeschlagenen Zustand nicht auch noch an ein neues Umfeld gewöhnen und dürfen dort bleiben, wo sie sich wohl fühlen. Das bedeutet nicht, dass sie zu einem anderen Teil der Familie ziehen müssen; dank häuslicher ambulanter Pflege können Alte, Kranke und Behinderte in ihrer bisherigen Wohnung bleiben. Gegebenenfalls muss diese an ihre Bedürfnisse angepasst werden, indem beispielsweise behindertengerechte Einrichtung angeschafft wird. Vor allem aber muss dazu die Familie bereit sein, die für die Pflege verantwortlich ist. Sie bürdet sich damit kein leichtes Unterfangen auf, auch dann, wenn sie professionelle Hilfe bekommt. Auch in diesen Fällen muss ein Gespräch darüber stattfinden, wie die Möglichkeiten aussehen und was für alle wirklich realistisch ist.
Bilder: Karin Jung & Uta Herbert / pixelio.de
24-Stunden-Pflege: Pflegende aus östlichen und fernöstlichen Ländern dürfen nicht weiter benachteiligt werden
Auch die Pflegenden aus Polen, Tschechien, der Slowakei, den baltischen Staaten, der Ukraine, aus Rumänien und aus den Philippinen etc. haben das Recht auf geregelte Arbeitszeit, geregelte Entlohnung und Sozialversicherung, wenn sie unsere Senioren und Kranken in Deutschland pflegen und betreuen.Oft haben sie auch Pflegebedürftige in Ihrer Heimat innerhalb ihrer Familien und auch Kinder. Ich habe einmal eine polnische Pflegeperson in einer 24-Stunden-Betreuung erlebt, die einen psychischen Zusammenbruch erlitt, als zum Ende ihrer dreimonatigen Einsatzzeit in Deutschland die versprochene Ersatzkraft ihrer Vermittlungsfirma einfach nicht kam und sie ohne Urlaubs- und Freizeitanspruch rund um die Uhr in 24-Stunden-Schichten weiterversorgen sollte.
Statement an die politischen Entscheidungsträger
Es ist unzumutbar, dass diese ausländischen, pflegerischen Kolleginnen über Monate hinweg 24 Stunden-Tagesschichten häufig mit schlechter Bezahlung und ungenügender sozialer Absicherung in Deutschland leisten. Wir fordern unsere politisch Verantwortlichen in den Bereichen Gesundheit, Arbeit und Soziales auf, diese „Zweiklassengesellschaft“ nicht länger zuzulassen. Artikel I unseres Grundgesetzes sagt: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Dies muss für alle Pflegenden Gültigkeit haben!
Die Situation der Pflege steuert in Deutschland auf einen prekären Zustand zu, es fehlt weniger an Geld denn an Personal. Private Alten-Pflegeeinrichtungen warnen seit mehreren Jahren vor einem dramatischen Fachkräftemangel, jetzt schlagen sie Alarm. „Der Pflegenotstand ist keine Gefahr mehr, er ist da“, meint Bernd Meurer, Präsident der privaten sozialen Dienste. Der Bedarf an Pflegekräften wird bis 2017 um 300.000 Stellen zunehmen, doch niemand weiß, wie diese zu besetzen sind.
Längst ist der Mangel an Pflegepersonal kein ausschließliches Problem von Ballungszentren mehr, überall – auch in ländlichen Regionen – fehlen Pflegerinnen und Pfleger. Meurer rät dringend, Fachkräfte aus dem Ausland anzuwerben und sich dabei in Europa und weltweit umzusehen. Auch für die Pflege aus Polen kämen inzwischen längst nicht mehr genügend motivierte und qualifizierte Kräfte, man müsse die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter anderem in Serbien, den Philippinen oder Korea anwerben. Bürokratische Hürden sollten deshalb schnellstmöglich verschwinden, so Meurer. Die Deutsche Hospiz Stiftung stimmt dem Pflegeprofi zu, ihr Vorstandsvorsitzender Eugen Brysch spricht von „katastrophalen Zuständen“ und fordert die „Rettung der Pflege so entschieden, wie unlängst die Banken gerettet wurden“.
Bringt die Pflege aus dem Ausland Vorteile mit sich?
In der Rundum-Betreuung hat sich osteuropäisches Personal, wie eben eine Pflegekraft aus Polen, inzwischen fest etabliert, die Vorteile erscheinen auf den ersten Blick bestechend:
- Die Pflegekräfte sind verfügbar, der deutsche Markt ist leer gefegt.
- Ausländische Pflegerinnen und Pfleger arbeiten wesentlich kostengünstiger.
- Eine gezielte Agenturensuche nach den MitarbeiterInnen aus anderen Ländern gewährleistet die individuelle Pflege. Die Pflegeperson kann ihre Ansprüche exakt definieren. Das ist in Altenheimen so nicht möglich.
- Agenturen vermitteln ausschließlich qualifiziertes Personal/ Pflegekräfte aus Polen mit ausreichender Erfahrung, die Qualität der Pflege bleibt gewährleistet.
- Innerhalb der 24-Stunden-Pflege lernen sich Pflegling und Pfleger gut kennen, das schafft Sicherheit und Vertrauen. Auch sind die Kräfte aus Osteuropa und Asien in einer außerordentlich herzlichen, familiären Kultur aufgewachsen.
- Die Anforderungen an Sozialversicherungsbeiträge und Steuern werden durch die Agenturen streng nach gesetzlichen Auflagen erfüllt.
Den Vorteilen und Möglichkeiten können Hindernisse entgegenstehen, die nicht verschwiegen werden sollen:
- Ältere Personen fürchten sich vor Kommunikationsschwierigkeiten. Tatsächlich kann von osteuropäischem Personal nicht ein durchweg perfektes Deutsch erwartet werden.
- Eine Pflegekraft für die 24-Stunden-Betreuung daheim benötigt ein separates Zimmer. Das muss nicht viel kosten, dennoch entsteht hier ein gewisser Aufwand.
- Medizinische Leistungen dürfen ausländische Pfleger aus juristischen Gründen nicht erbringen, es ist deutsches Zusatzpersonal vonnöten. Das wird über die Pflegekasse abgerechnet, bedeutet aber ebenfalls höheren Aufwand.
Diesen Vor- und Nachteilen stehen dieselben Argumente für und wider eine deutsche Pflegekraft entgegen.
Vor- und Nachteile deutscher Pflegerinnen und Pfleger
Wenn sie verfügbar sind, können deutsche Pflegerinnen und Pfleger besser mit den Pfleglingen kommunizieren und dürfen auch medizinische Dienstleistungen erbringen. Allerdings kostet das oft das Doppelte, zudem sind viele deutsche Pflegerinnen und Pfleger zur 24-Stunden-Betreuung seltener bereit. Es bleibt dann nur der Weg ins Altersheim, der mit einer ausländischen Pflegekraft womöglich aufzuhalten ist.
Grundsicherung – Was ist das?
Die Grundsicherung wird auch Mindestsicherung genannt. Mit der Grundsicherung wird gewährleistet, dass der Bürger finanziell in der Lage ist, seinen Lebensunterhalt zu finanzieren. Sie ist, formell formuliert, eine Sozialleistung zur Sicherstellung des eigenen Lebensunterhaltes. Wenn das in der entsprechenden Höhe aus eigener Kraft, also aus eigenem Einkommen nicht möglich ist, hilft der Staat. Seit einigen Jahren gilt in Deutschland die Grundsicherung zweigeteilt: einerseits als Grundsicherung für Arbeitsuchende, andererseits im Alter, bei Erwerbsminderung und als Hilfe zum Lebensunterhalt. Für den bedürftigen Bürger ist es schwierig bis kaum möglich, bei einer erstmaligen Bedürftigkeit diese Trennungen zu erkennen und vor allem zu wissen, was bei welcher Behörde zu beantragen ist. Während die Grundsicherung für Arbeitssuchende im Sprachgebrauch mit Harz IV bezeichnet wird, ist die andere Form der Grundsicherung eine Grundleistung der Sozialhilfe. Sie soll Armut vermeiden, auch die Armut im Alter, bei Krankheit oder bei Pflegebedürftigkeit.
Die Grundsicherung muss im Gegensatz zur Sozialhilfe beantragt werden. Beim Sozialamt des Landkreises oder der kreisfreien Stadt gibt es ein Grundsicherungsamt, und dem Hilfebedürftigen wird weitergeholfen, sobald er sich bei seiner Gemeinde- oder Stadtverwaltung persönlich meldet. In der Praxis ergibt sich vielfach erst bei der näheren Antragsbearbeitung, welche Hilfe der Antragsteller erwarten kann; ob es die Grundsicherung ist, oder doch die Sozialhilfe. Grundsicherung im Alter wird ab dem fünfundsechzigsten Lebensjahr gewährt, wenn die Altersrente nicht die Höhe der Grundsicherung erreicht, oder wenn gar kein Altersrentenanspruch besteht. Die Höhe der Grundsicherung ermittelt sich aus dem monatlichen Regelsatz für die Person oder Personen. Er beträgt für die erste Person etwa dreihundertsiebzig Euro, für den Ehegatten respektive Lebenspartner rund vierzig Euro weniger. Hinzu kommen die örtlich angemessenen Kosten für die Unterkunft inklusive Heizung. Im Krankheits- oder Pflegefall, was im Alter vielfach dasselbe ist, kann auf separaten Antrag hin ein einmaliger oder auch regelmäßiger Mehrbedarf beantragt werden. Grundlegende Infos finden sich auch beim Ratgeber zum Thema Anspruch auf Grundsicherung.
Es gilt ganz allgemein, dass alte, kranke und pflegebedürftige Menschen nach dem Grundgesetz einen Rechtsanspruch auf Lebensunterhalt und somit auch auf Grundsicherung haben. Sie müssen ihn nur geltend machen. Das ist kein Bitten oder Betteln, wie es in dieser Altersgruppe fälschlicherweise immer wieder empfunden wird. Der Staat, also die städtische Behörde muss nur erst einmal davon wissen. Die Behördenmitarbeiter sind durchweg hilfsbereit, denn es ist ihre Aufgabe und ihr Beruf, den Bedürftigen zu helfen. Das wird auch getan, aber die Situation muss bekannt sein.
Vor diesem Hintergrund lässt sich das Alltagsleben vieler älterer Menschen, die krank oder pflegebedürftig sind, angenehmer gestalten. Sie können sich doch etwas mehr leisten, ohne dafür ihr eigenes Geld ausgeben zu müssen.
Statistiken zum Thema Grundsicherung
Bild Rechner: Thorben Wengert / pixelio.de
Fachkräftemangel in der Pflege
Ihr kennt doch bestimmt auch die nach Aufmerksamkeit schreienden Statistiken, dass es in Deutschland so einen großen Ingenieurmangel gibt. Deutschland verliert jährlich x Milliarden Euro Wertschöpfung, weil es zu wenige Ingenieure gibt, kann man da immer lesen. Und auch bei Ärzten sieht die Situation angeblich nicht besser aus, vor allem auf dem Land/ in ländlichen Regionen gibt es kaum noch Ärzte. Aber wie sieht die Situation eigentlich in der Pflege aus? Aus den persönlichen Erfahrungen kenne ich natürlich die Beschwerden, dass es zu wenig Personal gibt und an allen Ecken und Ende jemand fehlt. Daher gibt es ja so viele Pflegekräfte aus dem Osten oder, wie ich hier gelesen habe, neuerdings auch aus südlicheren Gebieten wie Portugal.
Situation heute und morgen
Schon heute kann nicht jeder Arbeitgeber seine Stellen komplett besetzen. Teilweise können Pflegeheime & Co froh sein, wenn sie für ihre ausgeschriebenen Stellen überhaupt Bewerbungen erhalten. Und davon sind dann ja auch noch längst nicht alle Bewerber auch für einen Einsatz tauglich. Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) führt an, dass schon im Jahr 2005 ein Mangel an Pflegekräften zu spüren war, der sich bisher nicht gelegt hat. Das zeigt auch diese Grafik des IW:
Im Jahr 2025, so die (ehrlicherweise nicht allzu hellseherische) Prognose des IW, fehlen rund 200.000 Pflegefachkräfte. Das Statistische Bundesamt geht von 152.000 fehlenden Pflegern aus. Und eine andere Studie beschwört in 15 Jahren (also im Jahr 2027) sogar das Fehlen von bis zu 1 Million Pflegekräften herauf.
Die zwei Probleme: Nachwuchs & Demographie
Bei der Bewältigung des Fachkräftemangels, sowohl bei Ärzten als auch im Pflegewesen, kommen zwei Probleme zum Tragen: Die Gesellschaft wird immer älter und der potenzielle Nachwuchs wird immer weniger. Diese Grafik gibt anschaulich die Altersentwicklung in Rheinland-Pfalz an. Sicherlich kann die Grafik in gewissen Auszügen auf ganz Deutschland übertragen werden.
(Quelle: Prof. Dr. Hennes)
Es zeigt sich, dass es in Zukunft einen rasanten Zuwachs an pflegebedürftigen Personen gibt. Und wenn man bedenkt, dass derzeit etwa 70 Prozent aller Pflegebedürftigen zu Hause versorgt werden (ein Großteil von Angehörigen) und dies dann zukünftig eventuell nicht mehr durch die sinkende Anzahl der Familien geleistet werden kann, steigt die Zahl der zu pflegenden Personen sprunghaft.
Auf der anderen Seite gibt es ein Problem in der Nachwuchsgewinnung. Schon jetzt stellt sich die Frage, warum sich in den kommenden Jahren plötzlich ein paar hunderttausend Jugendliche entscheiden sollten, Altenpfleger zu werden? Es gibt zwei entscheidende Faktoren, die das Berufsfeld nicht gerade attraktiv erscheinen lassen: Die Arbeit ist schwer und der Lohn mager. Hier wären alle Beschäftigen, die Verbände, Arbeitgeber und auch die Politik gefragt, um ein anderes Bild zu zeichnen. Ich kenne viele Personen, die ihrem Beruf, sei es als Pfleger oder als Arzt, mit großem Spaß nachgehen und darin auch ihre Berufung gefunden haben. Das könnte man doch hervorheben.
Was meint ihr?
Wie immer gibt es natürlich auch Studien, die alles nicht so schwarz malen bzw. die Ursachen aufzählen: Trotz diesen doch recht deutlichen zukünftigen Herausforderungen und vor allem der Nachfrage nach Fachkräften ist die Ausbildung in der Altenpflege in den letzten Jahren gesunken. Seit 2003/04 ist die schulische Ausbildung in der Altenpflege bundesweit zurückgegangen auf etwa 41.500 schulische Ausbildungsplätze. In NRW ist die Ausbildungskapazität in der Altenpflege ab dem Jahr 2003 mit damals 12.599 kontinuierlich auf 9.875 im Jahr 2008 gesunken. Ist etwa doch alles nicht schlimm? Gibt es doch genügend Bewerber für die zahlreichen Pflege- und auch Ärzte Jobs in Deutschland? Auch der anfangs erwähnte Ingenieurmangel wird ja kontrovers diskutiert, es gibt zahlreiche arbeitslose Ingenieure, die den Mangel für Quatsch halten.
Was sind eure Erfahrungen?
Bild: Uta Herbert / pixelio.de
Berufsfachschulen für Rettungssanitäter-Ausbildung und mit Fortbildungen für Pflegende
Über einen Freund, der in Mönchengladbach als Rettungssanitäter arbeitet, bin ich auf die vielen Berufsfachschulen aufmerksam geworden, die Ausbildungen und Weiterbildungen für Rettungssanitäter/innen anbieten. Dazu gehört zum Beispiel auch die Rettungsdienst-Schule Med Ecole. Da ich ein wenig mehr über solche Schulen wissen wollte, habe ich mal ein wenig gegoogelt und recherchiert.
Bei meinem Gladbacher Freund ist es ja so, dass er sich die Zeit vom Abi bis zum Beginn des Medizinstudiums mit der Arbeit als Rettungssanitäter „vertreibt“. Das ist ja eine oft genutzte Möglichkeit, wenn der Abischnitt nicht direkt für ein Medizinstudium reicht und man daher noch (gefühlt) ein paar dutzend Wartesemester Zeit hat und sich zielgerichtet die Zeit vertreiben möchte. Da ich in diesem Bereich keine Erfahrung vorzuweisen habe, könnte ich bei der Med Ecole bspw. eine Ausbildung zum Rettungsassistenten machen. Das würde mich 860 Euro kosten und dann, wenn ich die Infos auf der Webseite richtig verstehe, nochmal 360 Euro zusätzlich für die Prüfung. Für einen akzeptablen Betrag würde ich also eine, wie die Webseite vermittelt, sehr gut qualifizierende Ausbildung absolvieren können. Die Fotos zeigen auf jeden Fall, dass die Med Ecole über eine gute Ausstattung für die Übungen verfügt:
Übrigens, was für euch als sicherlich größtenteils Berufserfahrene vielleicht von Interesse ist: Die Berufsfachschule sucht derzeit Dozenten für Anatomie, Physiologie, Pathophysiologie und präklinische Notfallmedizin. Vielleicht ist das ja für den ein oder anderen von euch, der aus Kiel meinen Blog liest, eine interessante Möglichkeit?
Zurück zum eigentlichen Thema meines Blogs, nämlich der Pflege: Ich habe auf der Webseite gesehen, dass es auch Fortbildungen gibt, die unter anderem für Pflegepersonal gedacht sind. Der Kurs hört auf den spektakulären Namen „Advanced Life Support“ und beinhaltet unter anderem „Airwaymanagement“, was natürlich auch in Pflegeheimen ab und zu mal benötigt wird.
Okay, wir wissen ja alle, dass die Leistungen in der Pflege meistens gerade so auf Kante genäht sind. Der Pflegenotstand ist irgendwie immer allgegenwärtig und nicht zuletzt die Bundestagspetition zeigt, dass immer mehr Personen sich gegen die chronische Unterfinanzierung und Überarbeitung im Gesundheits- und vor allem Pflegewesen einsetzen.
Heute bin ich über eine Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) gestolpert, die besagt, dass Nordrhein-Westfalen im Jahr 2030 über 87.000 Fachkräfte im Gesundheitswesen fehlen, davon allein 40.000 in der Pflege. Laut dem Autor der Studie, Michael Burkhart, ist das der höchste Wert aller deutschen Bundesländer. Hält man sich vor Augen, dass derzeit rund 2.600 Pfleger/innen in NRW fehlen, bedeutet dies bis zum Jahr 2030 eine Vervielfachung um 1.700 Prozent. Nicht schlecht für einen Zeitraum von 19 Jahren, oder? In dem Maße sollte mal mein Gehalt steigen.
Okay, zurück zum Thema. Wie kann man das Problem denn nun lösen? Burkhart rechnet in seiner Studie vor, dass es gelänge, den Notstand zumindest auf 9.000 fehlende Kräfte zu verringern, wenn man Pflegekräfte ein Jahr länger im Beruf halten könnte. Klingt eigentlich nach einer relativ einfachen Lösung im Vergleich zu einem höheren Rentenalter der Pflegekräfte oder einer Erhöhung der Wochenarbeitszeit (fragt sich nur: noch mehr?).
Und was sagt die Politik in NRW dazu? Landesgesundheitsministerin Barbara Steffens will dem Problem mit einer Ausbildungsumlage begegnen, gemäß dem Motto „Wer nicht ausbildet, zahlt“. Das bringt sicherlich Nachwuchs, aber wie dadurch die Arbeitnehmer länger im Beruf gehalten werden sollen, bleibt offen. Außerdem spricht sich Frau Steffens übrigens für eine Zusammenlegung der Kranken- und Altenpflege zu einem Beruf aus. Dann könnten Pfleger zwischen Kliniken, Heimen und ambulanten Diensten wechseln.
Und noch eine Ergänzung: Nicht nur NRW ist schlecht für die Zukunft vorbereitet. Auch beispielsweise das Vorzeigeland Bayern wird Probleme in der Zukunft kriegen, wenn es sich nicht etwas Neues einfallen lässt, wie die Grafik von PwC zeigt:
Ich weiß, dass ihr ja auch von den Problemen in der Pflege betroffen seid. Was sagt ihr dazu? Und habt ihr andere Lösungsansätze?