Sehr geehrte Frau Merkel,
vor kurzem habe ich erfahren, dass Sie planen, Hartz4-Empfänger in die Pflege einarbeiten zu lassen. Es ist schön, dass sich die Kanzlerin dem Problem des Pflegenotstandes im Lande annimmt. Dennoch denke ich, dass Ihre Lösung eher quantitativ als qualitativ ist.
Ich habe nichts gegen Hartz4-Empfänger, ganz im Gegenteil! Ich finde es toll, wenn sich Menschen neuen Herausforderungen stellen können und man diese motivieren kann, etwas zu bewegen und vor allem ein Mitglied in einer starken Gruppe zu werden oder werden zu lassen. Allerdings suchen wir keine PflegeHILFSkräfte in der Pflegebranche, sondern PflegeFACHkräfte. Doch wie sollen wir an neue PflegeFACHkräfte kommen, wenn die Finanzierung der 3 jährigen Pflegeausbildung zum 31. Dezember 2010 gekippt werden soll?!
Auch wenn ich nicht gerade in die Politik involviert bin und ich vor unserer Politik den Hut ziehe, denke ich, dass Sie mir in dieser Position recht geben (müssen). Warum ermöglicht man diesen Menschen (also denen, die es wirklich wollen) keine fachliche Ausbildung? So hätten diese wesentlich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt und auch wir, aus der Pflegebranche haben etwas davon. Und wer am meisten davon profitiert, das sind unsere Pflegeempfänger… Denn diese Menschen sind die, die unter dem Pflegenotstand am meisten leiden.
Ich verdiene „nur“ 8,50 EUR und muss mich durch einen „Stoma-Ausbruch“ einer Klientin regelrecht „anscheißen“ lassen ODER mich mit Essensresten beschmeißen und anspucken lassen. Würden Sie so eine Situation toll finden? Nein? Und dann meinen Sie „mal eben so“ zu sagen, dass rund 2 Millionen Hartz4-Empfänger in die Pflege gehen sollen?
– Warum sagen Sie nicht gleich „Heut‘ zu Tage kann jeder Pflegen!“? –
Pflegeberufe haben schon so einen regelrecht schlechten Stellenwert in unserer Gesellschaft und durch solche Aussagen und Umsetzungen wird dieser garantiert nicht besser werden…
Mit freundlichen Grüßen
Martin Röder aus Norddeutschland
Staatlich geprüfte Fachkraft für Pflegeassistenz und Altenpflegeschüler ab Oktober 2010.